Ein Kadaver mit abgezogenem Fell und abgetrennten Händen, auf einer Liege aufgebahrt. In aller Drastik erscheint hier das abgelichtete Tier als totes, versehrtes Objekt. In diesem Bild kristallisiert sich eine zentrale Frage, der wir auf dieser Website nachgehen: Durch welche Prozesse werden Tiere zu Objekten – zu Forschungs-, Sammlungs- und Ausstellungsobjekten?
Die Aufnahme entstand am 2. August 1935 während der Obduktion von “Bobby” im Pathologischen Institut des Krankenhauses Westend in Berlin-Charlottenburg.1 Sie dokumentiert einen der Arbeitsschritte, durch die der tote Körper in ein Objekt der Wissenschaft verwandelt wird: die Sektion – eine Perspektive, die das Konzept des ‘Objekts’ kritisch reflektiert, findet sich hier. Dass von diesem Vorgang überhaupt Bilder gemacht wurden, lag an der Besonderheit des Tieres: “Bobby”, der 1928 bis 1935 im Zoo lebte, war nicht nur ein Publikumsmagnet. Er war der erste Gorilla im Berliner Zoo, und zudem der erste Gorilla, der in Gefangenschaft das Erwachsenenalter erreichte.
Während die Dermoplastik, die bis heute in der Ausstellung des Museums für Naturkunde Berlin gezeigt wird,2 weithin bekannt ist und während vom Prozess der Präparation bereits damals Bild- als auch Filmmaterial zirkulierte, wissen wir über die Sektion trotz der umfangreichen Dokumentation, die damals entstand, heute wenig, genau wie über die anschließende Verteilung der einzelnen Körperteile in unterschiedliche Sammlungen und Institutionen.
Dieser Text versteht sich als Versuch, eine weitgehend unbekannte Seite der Geschichte dieses berühmten Zootieres aus Archivbeständen und Sammlungsobjekten zu rekonstruieren. Ausgangspunkt ist der Fund des Sektionsprotokolls und anderer Dokumente aus den 1930er Jahren im Archiv des Museums für Naturkundem. Von dort aus führen Spuren in verschiedene Sammlungen, wo sich noch heute Präparate und Abgüsse einzelner Körperteile befinden. Es handelt sich hier also um eine – bislang noch lückenhafte – Fundgeschichte, die unterschiedliche Orte und Disziplinen verbindet und größere, teilweise sensible institutionelle, wissenschaftliche und sammlungspraktische Kontexte aufruft. Diesen Verbindungen im Einzelnen nachzugehen und tiefergehend zu untersuchen, was das Auffinden der Körperteile im Einzelnen bedeutet, steht noch aus. Fest steht, dass die Geschichte der wissenschaftlichen Verwertung von “Bobby” eine andere ist als die Ausstellungsgeschichte und seine populäre mediale Verwertung des Tieres.
“Bobby” starb am 1. August 1935. Dieses Foto zeigt den Gorilla kurz nach seinem Tod im Zoo mit dem Pfleger Karl Liebetreu. Von dort wurde das Tier zunächst zur Sektion gebracht.3 Die Tatsache, dass “Bobby” nach seinem Tod untersucht wurde, war an sich keine Besonderheit. Die meisten Säugetiere aus dem Zoo wurden seziert, um ihre Todesursache festzustellen. Dass die Obduktion jedoch nicht wie sonst üblich in der Tierärztlichen Hochschule, sondern im Pathologischen Institut des Krankenhauses Westend durchgeführt wurde (das ansonsten vornehmlich für Studien am menschlichen Körper zuständig war),4 dass Wissenschaftler (ausschließlich Männer) verschiedener Fachrichtungen daran teilnahmen und eine umfangreiche Dokumentation angefertigt wurde, veranschaulicht die Prominenz des Gorillas und das wissenschaftliche Interesse an ihm – das pathologische und biologische ebenso wie das anatomische.
Die Obduktion des Gorillas “Bobby” diente in erster Linie dazu, die Todesursache festzustellen: Er starb an einer schweren Blinddarmentzündung.5 Nachdem das Tier fotografiert, gefilmt und vermessen worden war, führten Dr. Kleinschmidt und Dr. Groth vom Anatomischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und der bereits pensionierte Geheimrat Professor Hans Virchow die Obduktion durch.6 Ebenfalls beteiligt war Prof. W. Tank, Anatom an der Kunstakademie,7 der auch die 24 schwarz-weiß Aufnahmen machte, die sich heute im Archiv des Museums für Naturkunde Berlin befinden. Jeder Wissenschaftler war für die Untersuchung unterschiedlicher Körperpartien zuständig. Weiterhin anwesend waren (soweit ich weiß ausschließlich männliche) Sammlungsmitarbeiter und Präparatoren des Museums. Insgesamt dauerten die Arbeiten sieben Tage, vom 2. bis 8. August 1935. Laut Friedrich Voss, dem Leiter der Säugetierabteilung des Museums, war ihr Ziel eine “wenn möglich restlose wissenschaftliche Erfassung des Tieres bis auf die letzte Muskelfaser”.8 Dazu gehörte zum einen, die Ergebnisse des Obduktionsberichts zu publizieren, der 1937 in den Veröffentlichungen aus der Konstitutions- und Wehrpathologie erschien. Zum anderen wurden Abgüsse und Präparate verschiedener Körperteile angefertigt. Deren Geschichte führt vom Pathologischen Institut in Westend aus an weitere Orte innerhalb und außerhalb Berlins, in das Museum für Naturkunde, den Zoo, die Charité und – vermutlich – das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung, siehe auch Verfüttern und Verwerten.
Zerteilen, Vervielfältigen, Verteilen
Das Naturkundemuseum erhielt die meisten Teile des Tierkörpers, die dort für unterschiedliche Zwecke genutzt wurden. Während die Haut des Gorillas für die Dermoplastik in der Ausstellung benötigt wurde, kam sein Schädel in die Säugetiersammlung im nicht-öffentlichen Teil des Museums, wo er sich noch heute befindet. Dass es sich um ein wissenschaftliches Objekt handelt, ist unmittelbar sichtbar, etwa am mehrfach zersägten Knochen als Folge der Obduktion.9 Außerdem sind, wie bei vielen Sammlungsobjekten, auf dem Schädel Informationen über die Provenienz des Tieres inskribiert – die vermutete Herkunft ‘Wahrscheinlich Sembe südwestl. von Molundu Kamerun’ und der Geber ‘Actien Verein d. Zool. Gartens Berlin G.’. Der Gorilla war von einem Wildtier zu einem Zootier und schließlich in ein Sammlungsobjekt verwandelt worden. Weiter oben auf dem Schädel ist entsprechend die Inventarnummer ‘ZMB 47528’ notiert, die den Schädel als Sammlungsobjekt ausweist. Darunter steht der populäre Name ‘Bobby’. Dieses Nebeneinander von wissenschaftlicher und populärer Sprache verdeutlicht nicht nur die Prominenz des Tieres, sondern auch die Spannung zwischen Vermenschlichung und wissenschaftlicher Objektifizierung.
Die Spur der Präparate führt weiter in die Nasssammlung des Museums. Hier werden in sieben Gläsern Nasspräparate einzelner Körperteile des Gorillas, darunter der rechte Fuß, aufbewahrt. Der linke Fuß und die beiden Hände fehlen. Über ihren Verbleib konnte ich bislang nichts in Erfahrung bringen.
Weitere Spuren führen aus dem Museum hinaus. Das Gehirn des Tieres wurde laut Obduktionsbericht zu wissenschaftlichen Forschungszwecken dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung überwiesen.10 Das Archiv der Max-Planck-Gesellschaft (seit 1948 die Nachfolgeinstitution der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft) konnte in seinem Bestand bislang keine Quellen ausfindig machen, die eine tatsächliche Übernahme des Gehirns des Gorillas “Bobby” und dessen Untersuchung durch das Institut belegen. Das kann mehrere Gründe haben: Entweder ist das Gehirn des Gorillas dort nicht angenommen oder die Dokumentation hierüber ist uns nicht mehr zugänglich – der Institutsbestand des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Hirnforschung (I. Abt., Rep. 21) ist im Zweiten Weltkrieg beinahe komplett verloren gegangen, so dass es trotz nicht vorhandener Quellenlage nicht auszuschließen ist, dass das Gehirn dem Institut überstellt und dort behandelt bzw. untersucht wurde.11 Die Tatsache, dass die Abgabe geplant war, deutet in jedem Fall auf einen historisch spezifischen, von heute aus betrachtet sensiblen Kontext, in die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, das von 1927 bis 1945 die renommierteste humangenetische Forschungseinrichtung Deutschlands war, befasste sich u.a. mit der Herkunft und Vererbung des Menschen. Es bot damit die wissenschaftliche Legitimation für die nationalsozialistische Rassenpolitik und war auch direkt an Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt.12 Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung verwendete zwischen 1940 und 1945 Gehirne von Euthanasieopfern zu Forschungszwecken.13 Ob das Präparat von “Bobbys” Gehirn noch existiert und wo es sich heute befindet, konnten wir bislang nicht ermitteln.
Vor der Präparation einzelner Körperteile, die an unterschiedliche Institutionen abgegeben wurden, kam eine weitere wissenschaftliche Technik zum Einsatz: die Vervielfältigung durch Abgüsse. Die Präparatoren des Museums fertigten zum einen von diversen Körperteilen des Gorillas Abgüsse für die dermoplastische Bearbeitung an.14 Hierzu wurde der Kadaver einen Tag nach Abschluss der anatomischen Untersuchungen von den Präparatoren restlos mazeriert (entfleischt) und das Skelett für die Aufstellung in der Schausammlung komplett abgegossen, woraufhin sämtliche Abgussformen und Knochen in das Museum überführt wurden. Zum anderen wurden Abgüsse genommen, die für Sammlungen bestimmt waren, die Bestände menschlicher und tierischer Präparate vereinte. Hans Virchow fertigte einen Gipsabguss von der freigelegten Muskulatur der Handfläche und Fußsohle an. Außerdem präparierte er eine Hand und den rechten Fuß von “Bobby”, von denen er vor der Präparation ebenfalls einen Gipsabguss herstellte. Diese befinden sich noch heute in einer Vitrine in der Anatomischen Sammlung der Charité (der ehemaligen Arbeitsstätte von Hans Virchow).15 Der Abguss des präparierten Fußes ist in der Lehrsammlung in einer Vitrine gemeinsam mit Füßen anderer Tiere ausgestellt, mit teilweiser Beschriftung der Fußmuskeln.
Schließlich wurde ein Abguss des Gesichts in Gips angefertigt. Solche Totenmasken wurden sowohl von (berühmten) Menschen als auch Tieren hergestellt, um charakteristische Einzelheiten des Gesichts zu bewahren. Sie dienten ebenfalls dazu, die Dermoplastik herzustellen, waren aber auch Teil der Erinnerungskultur. Darauf deutet zumindest hin, dass der Zoo einen weiteren Abguss des Gesichts in Bronze herstellen ließ.16 Im Zoo befinden sich heute noch mehrere Totenmasken von “Bobby”, eine davon ist im Affenhaus aufgehängt, eine weitere haben wir im Archiv gefunden. Im Museum für Naturkunde Berlin finden sich ebenfalls Totenmasken von “Bobby”, etwa in der Werkstatt der Präparator:innen, wo ein Gipsabguss hängt. Wir gehen davon aus, dass es noch weitere gibt.
Am gut dokumentierten Fall von “Bobby” lässt sich also nicht nur nachvollziehen, wie durch Präparationstechniken eine Dermoplastik hergestellt und damit das Tier in ein ‘lebensechtes’ Ausstellungsobjekt verwandelt wurde. Es wird zugleich deutlich, durch welche Techniken – Techniken des Sezierens, Vermessens, Dokumentierens, Präparierens und Abgießens – Tiere zu wissenschaftlichen Sammlungs- und Forschungsobjekten und nicht zuletzt zu Objekten des Gedenkens werden.
Der Obduktionsbericht,17 der die Zerteilung und Untersuchung des Körpers dokumentiert, führt die Zerlegung des Tierkörpers fort, nicht durch das Skalpell, sondern in Wort und Bild. Die 24 Großaufnahmen, die den Gang der Obduktion bildlich festhalten,18 sind ebenfalls Teil der Dokumentationspraxis, die das Tier als Wissensobjekt begreift und aneignet. Sie zeigen die am Kadaver vorgenommenen Einschnitte, die am Beginn seiner wissenschaftlichen Verwertung stehen.
Sich heute auf die Suche nach “Bobby” zu machen, bedeutet eine Suche nach einzelnen Körperteilen, die in unterschiedliche Institutionen führt. Sein Leben ist damit nicht nur Teil der Kolonialgeschichte; sein Leben und Nachleben sind zugleich Teil der Berliner Stadtgeschichte und verweisen auf eine Verkettung über die Stadt verteilter, in vieler Hinsicht verbundener Berliner Sammlungen und Forschungseinrichtungen, die mit Tieren und dem – von heute aus gesehen teilweise problematischen – Wissen über sie befasst waren. Die Wissenschafts- und Sammlungsgeschichte von “Bobby” zu schreiben, steht noch aus. Die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen während und nach der Obduktion verweist jedenfalls darauf, dass das Tier Eingang in verschiedene disziplinäre Felder und Forschungen fand, die die Pathologie und Anatomie ebenso wie die Zoologie umfasst.
Die Techniken des Zerteilens, Vervielfältigens und Verteilens, deren Einsatz hier ebenfalls nur angedeutet werden kann, werfen viele weitere Fragen auf, nicht zuletzt nach den Genealogien und historischen Anwendungskontexten dieser Techniken selbst: Inwieweit schließt das Zerteilen und Verteilen von Tierkörpern oder Teilen davon an koloniale wissenschaftliche Praktiken an, aber auch an den kolonialen Handel mit Tieren oder ihren Körperteilen? Die Verteilung von Objekten an mehrere Sammlungen und Forschungseinrichtungen mit unterschiedlicher Ausrichtung verweist zum einen auf die im 19. und frühen 20. Jahrhundert verbreitete Sammelpraxis, im Feld sowohl botanische als auch ethnografische, zoologische und andere Objekte zu sammeln, die später an unterschiedliche Sammlungen und Institutionen gelangten. Gleichzeitig war wie oben erwähnt die Praxis des Zerteilens ein und desselben Körpers, von dem einzelne Körperteile in unterschiedliche Sammlungen gelangen, nicht auf Tiere beschränkt. Auf Völkerschauen in Zoos, auf Gewerbe- oder Weltausstellung sollten sogenannte ‘primitive’ Menschen nicht nur ausgestellt werden. Als 1896 auf der Ersten Deutschen Kolonialausstellung, die im Rahmen der Gewerbeausstellung im Treptower Park in Berlin stattfand, 106 Menschen aus deutschen Kolonien wie Kamerun und Togo für eine Völkerschau angeworben wurden, vereinbarte der Ethnologe und Anthropologe Felix von Luschan, dass Körperteile von möglicherweise versterbenden Teilnehmenden im Anatomischen Institut der Berliner Universität untersucht werden sollten. Die Gehirne sollten in der dortigen Sammlung verbleiben, während die Skelette an Luschans Sammlung im Völkerkundemuseum überwiesen werden sollten.19
In anatomischen Sammlungen gibt es, wie das Beispiel der Anatomischen Sammlung der Charité zeigt, immer wieder auch zoologische Präparate, wahrscheinlich für Vergleichszwecke. Welche Rolle spielte im Fall von “Bobby” das Anatomische Institut in Westend und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung? Trugen die Forschungen in diesem Fall zu den Verknüpfungen zwischen gesellschaftlichen Rassevorstellungen, Wissenschaft und Tierkörpern bei? Die Abgusstechnik wiederum wirft nicht nur die Frage nach Unikat und Vervielfältigung und damit nach dem Authentischen auf. Totenmasken – die sicher bekannteste Form des Gesichtsabgusses – stellen nicht nur Lebensbilder her, sondern verweisen zugleich auf Lebendabgüsse. Obwohl bereits in der Antike angewendet, wurden Abdrücke des lebenden Körpers in Wachs und Gips vor allem ab der Mitte des 19. Jahrhundert für anthropologische und ethnografische Zwecke im engeren Sinne genutzt, um Körperbau und Physiognomie ‘fremder Völker’ zu dokumentieren. Britta Lange hat gezeigt, wie im deutschen Raum Kolonialausstellungen seit den 1890er Jahren meist eine Reihe von ‘Rasseköpfen’ präsentierten, die Wachsabgüsse von Bewohner:innen kolonialisierter Länder darstellten. Solche ‘Rasseköpfe’ fanden sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in anatomischen und naturhistorischen Museen, wo sie präparierte Köpfe ersetzten oder ergänzten.20 Was von diesen Kontexten war im Berlin der 1930er Jahre noch sichtbar, was noch aktuell? Auch in Bezug auf Tiere stellt sich die Frage, welche Teile zu welchem Zweck verwendet wurden und zu welchem Preis. Fest steht, wenn wie hier durch Techniken des Zerteilens aus einem Objekt viele wurden, vervielfältigen sich auch die Kontexte.
- Dem Obduktionsbericht zufolge wurde der am 1. August 1935 nachmittags verstorbene Affe bereits drei Stunden nach seinem Tode in den Kühlraum des Pathologischen Instituts Westend geschafft, wo am folgenden Tag die Obduktion begann.↩
- Die Dermoplastik des Tieres fertigten die Berliner Präparatoren Karl Kaestner (1895-1983) und Gerhard Schröder (1896-1945) noch im selben Jahr an. Sie setzten eine von ihnen entwickelten neue Technik der Teilparaffinierung von wenig behaarten Körperteilen ein. Bei dieser Imprägnierungsmethode werden die Feinstrukturen im Gesicht und an den Händen erhalten und ein Schrumpfen der Präparate beim Trocknen verhindert, da das im Zellgewebe enthaltene Wasser durch feste Substanzen wie Paraffin oder Polyäthylenglykol ausgetauscht wurde. Diese Informationen finden sich hier: Museum für Naturkunde. https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/museum/ausstellungen/highlights-der-praeparationskunst (17.12.2021).↩
- Zu welchem Zeitpunkt die Gliedmaßen abgetrennt wurden und wohin die bislang unauffindbare Hand gelangte, konnte noch nicht ermittelt werden.↩
- Es war das erste städtische Krankenhaus des späteren Groß-Berlins, bei dem bereits eine eigene Pathologie (heute Haus 19) eingeplant wurde.↩
- Vgl. F. Voss an L. Heck, 28.1. 1936, MfN, HBSB, S004‐02‐05 Nr. 97.↩
- Virchow befand sich bereits seit 1922 im Ruhestand. Dass der 83-jährige Hand und Fuß von “Bobby” präparierte, deutet auf die Prominenz des Tieres und des Wissenschaftlers.↩
- Jeder von ihnen untersuchte unterschiedliche Partien: Groth untersuchte die Nackenmuskulatur; Kleinschmidt bearbeitete die Nackenhaube, Brust- sowie oberflächliche Rücken-, Becken- und Armmuskeln. Virchow untersuchte die Rückenmuskulatur, während Tank die einzelnen Abschnitte fotografisch festhielt.↩
- F. Voss an L. Heck, 28.1. 1936, MfN, HBSB, S004‐02‐05 Nr. 97.↩
- Vgl. MfN, HBSB, S004-02-05 134, Nachlass Pohle.↩
- Walter Koch. “Bericht über das Ergebnis der Obduktion des Gorilla Bobby des Zoologischen Gartens zu Berlin”. Veröffentlichung aus der Konstitutions- und Wehrpathologie 40, Nr. 9,3 (1937): 1-36, 7.↩
- Ich danke Simon Nobis vom Archiv der Max-Planck-Gesellschaft für seine wertvollen Hinweise.↩
- Der Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, Eugen Fischer, wollte mit seinem ‘Anthropobiologie’ genannten Ansatz für die ‘phänotypische’ Vielfalt beim Menschen, also für Unterschiede in Haut-, Haar- und Augenfarben, genetische Grundlagen finden und anthropometrische Methoden, also die Vermessung menschlicher Körper und Skelette, mit Fragen und Methoden der ‘Erblehre’, also der Humangenetik, verbinden. Zur problematischen Geschichte des Instituts und zur Rolle Eugen Fischers vgl. Carola Sachse und Benoit Massin. Biowissenschaftliche Forschung an Kaiser-Wilhelm-Instituten und die Verbrechen des NS-Regimes: Informationen über den gegenwärtigen Wissensstand. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft, 2000; Hans Walter Schmuhl. Grenzüberschreitungen: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, 1927-1945. Göttingen: Wallstein, 2005. Das Naturkundemuseum erhielt eine Nachbildung des Gehirns (die wir bislang nicht gefunden haben).↩
- Vgl. H.-W. Schmuhl. “Hirnforschung und Krankenmord: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung 1937-1945”. In Forschungsprogramm “Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus”. Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft (Hg.). 2000. http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/KWG/Ergebnisse/Ergebnisse1.pdf.↩
- Sie nahmen Abgüsse der unverletzten linken Seite, der linken Brustseite nach Fortnahme des großen Brustmuskels sowie weitere Abgüsse der Beckenmuskulatur.↩
- Es handelt sich um die Anatomische Sammlung des Fächerverbund Anatomie der Charité, Universitätsmedizin Berlin, die in Teilen öffentlich zugänglich ist. Die Präparate- und Demonstrationssammlung umfasst u.a. anatomische Präparate, Wachs-, Gips- und Holzmodelle, Plastinate sowie pathologisch-anatomische und zoologische Objekte sowie Totenmasken bedeutender Persönlichkeiten. Ich danke Evelyn Heuckendorf für den Zugang zur Sammlung und für ihre Hinweise, die in diesen Text eingeflossen sind.↩
- L. Heck an F. Voss, 10.12.1935, MfN, HBSB, S004‐02‐05 Nr. 97.↩
- Siehe Koch, 1937.↩
- Die Aufnahmen befinden sich heute im Archiv des Museums für Naturkunde Berlin. Da Körperteile schnell präpariert werden mussten (vor allem im heißen August 1935), sind die Aufnahmen “lediglich mit der Leika unter oft recht ungünstigen Beleuchtungsverhältnissen gemacht worden”. Die Aufnahmen sind zu dokumentarischen Zwecken entstanden und waren zum internen Gebrauch vorgesehen, um die Formen und Charakteristika einzelner Körperpartien zu veranschaulichen. Im Obduktionsbericht sind außerdem Filmaufnahmen erwähnt, über deren Verbleib ich leider bislang keine Informationen gefunden habe.↩
- Zur Verbindung von Völkerschauen und der Rassifizierung menschlicher Körper, vgl. Susann Lewerenz. “Völkerschauen und die Konstituierung rassifizierter Körper”. In Marginalisierte Körper: Beiträge zur Soziologie und Geschichte des anderen Körpers, Torsten Junge und Imke Schmincke (Hg.). Münster: Unrast, 2007: 135-153. Zu Völkerschauen in Tiergärten in Stellingen und Berlin, vgl. Hilke Thode-Arora. Für fünfzig Pfennig um die Welt: Die Hagenbeckschen Völkerschauen. Frankfurt a.M.: Campus-Verlag, 1989; Clemens Maier-Wolthausen. Hauptstadt der Tiere. Berlin: Ch. Links Verlag, 2019. Zu menschlichen Überresten in deutschen Sammlungen, vgl. etwa Larissa Förster und Holger Stoecker. Haut, Haar und Knochen: Koloniale Spuren in naturkundlichen Sammlungen der Universität Jena. Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2016; Holger Stoecker et al. (Hg.). Sammeln, Erforschen, Zurückgeben?: Menschliche Überreste aus der Kolonialzeit in akademischen und musealen Sammlungen. Berlin: Ch. Links Verlag, 2013.↩
- Britta Lange. Echt Unecht Lebensecht: Menschenbilder im Umlauf. Berlin: Kadmos, 2006: 243. Sophia Gräfe. “Totenmaske für einen Fuchs”. In Wissensdinge: Geschichten aus dem Naturkundemuseum, Anita Hermannstädter, Ina Heumann und Kerstin Pannhorst (Hg.), 2. Aufl. Berlin: Dietrich Reimer, 2020: 192-193.↩