Im Zoologischen Garten Berlin finden sich (bis auf einige wenige Ausnahmen) die sogenannten Journale bis zurück in das Jahr 1888. Wir wissen nicht, ob es das Jahr war, in dem diese besondere Form des Tierverzeichnisses eingeführt wurde oder ob ältere Exemplare schlicht nicht überliefert sind. Basierend auf den Meldungen aus den Revieren – also den Tierhäusern und angeschlossenen Gehegen für die einzelnen Tierarten – und den Informationen aus der Buchhaltung wurden hier die ‘Veränderungen im Thierbestande’ für alle im Zoo gehaltenen Tierarten aufgeführt. Auf der linken Seite wurde der Bestand zum Jahresbeginn, dann alle Veränderungen bis zur Bestandszahl am Jahresende auf der rechten Seite festgehalten. Wie bei der Steinmetz-Kartei bezeichnet ‘1,0’ ein männliches, ‘0,1’ ein weibliches Tier. ‘1,1’ steht demnach zum Beispiel für ein Paar, bestehend aus einem männlichen und einem weiblichen Tier. Der abgebildete Ausschnitt zeigt für den Jahresbeginn von 1936 drei weibliche Schimpansen, also ‘0,3’ an. Wie zu sehen ist, kamen am 2. Juli 1936 ‘0,4’ – vier weitere weibliche Schimpansen – hinzu. Es handelte sich hierbei um Tiere, die Eva MacLean, die spätere Ehefrau Lutz Hecks, auf einer Reise nach Kamerun kaufte. Ein Tier starb kurz nach der Ankunft und zwei wurden im September an den Münchner Zoo abgegeben, so dass am Jahresende ‘0,4’ – vier weibliche Schimpansen – im Zoobestand verblieben.
Zu dem Transport von Eva MacLean gehörte auch ein weiblicher Gorilla, dem im gleichen Jahr ein männlicher Gorilla hinzugefügt wurde. Dieser kam, auch das ist im Journal verzeichnet, von der Firma Hagenbeck und kostete 7.500 Reichsmark.
Bis etwa 1925 fanden sich keine Wertangaben in den Journalen. Sie wurden in einem zusätzlichen Band für das gleiche Jahr, einer Art buchhalterischer Inventur, aufgeführt. Anschließend fanden sich beide Informationen im selben Journal. Die Bände bieten stets nur einen Ausschnitt aus der Haltungsgeschichte einer Art. Sie verzeichnen Ist-Zustände und Veränderungen. Einzelne Jahrgänge sind nicht geeignet, die Haltung von Individuen oder einer ganzen Tierart nachzuvollziehen. Die Namen, die die Öffentlichkeit oder der Zoo den Tieren gegeben hatte, werden selten genannt. Je nachdem, wer die Journale eines Jahres führte, sind sie mehr oder weniger ausführlich und verzeichnen auch Notizen zu den Verkäufer:innen oder Käufer:innen, Preisen, Todesursachen oder (später) zu dem Geldwert, der dem Tier in der Jahresbilanz zugewiesen wurde. In der Regel bedarf es der Konsultation einer Reihe von Journalen, um Anfragen zu Daten von historischen Tierhaltungen im Berliner Zoo zu beantworten. Für die 1920er und 1930er Jahre können Forscher:innen die sogenannte Steinmetz-Kartei zu Rate ziehen, die für diesen Zeitraum ausführlicher ist.