Steinmetz-Kartei

Material Tiere im Besitz des Berliner Zoos 1920-1945

Karteikarte mit handschriftlichen Eintragungen zu Zugang und Abgang. Spalten unter Zugang: Datum der Ankunft, Nr., Geschl., Alter, Fundort, Herkunft, Art des Zugangs, Preis Mk. Spalten unter Abgang: Datum des Abgangs, Nr., Geschl., Art des Abgangs, Todesursache, Wohin abgegeben, Preis Mk.

Karteikarte der Steinmetz-Kartei zu Zwergflusspferden, um 1935. (AZGB. Alle Rechte vorbehalten.)

Auf der abgebildeten Karteikarte der sogenannten Steinmetz-Kartei des Berliner Zoologischen Gartens wird der Bestand der Zwergflusspferde (Choeropsis liberiensis) festgehalten. Der erste Eintrag verzeichnet das erste Berliner Zwergflusspferd, ein Kauf von Hans Schomburgk. ‘1,0’ bezeichnet in der Zoologie ein männliches, ‘0,1’ ein weibliches Tier. Die lateinische Abkürzung ‘iuv.’ steht für Jungtier. ‘K’ steht für ‘Kauf’ und ‘E.Z’. für ‘eigene Zucht’ – also ein im Zoo geborenes Tier. Aus der Karteikarte geht auch ein Händler hervor. Das Tier war an die Firma Ruhe in Alfeld zum Preis von 4.000 Mark geliefert worden.

Bei den Abgängen fällt auf, dass einzelne Tiere mit anderen Zoos getauscht wurden. Die Karteikarte zeigt auch, dass während des Krieges ein Männchen in den vermeintlich bombensicheren Leipziger Zoo evakuiert wurde. Das Wort ‘Angriff’ bedeutet wiederum, dass das erste, von Hans Schomburgk 1924 erworbene Flusspferd am 24. November 1943 im Bombenangriff auf Berlin getötet wurde.

Der Urheber dieser Kartei war wahrscheinlich der Zoologe Hermann Steinmetz (1898-1954), der in den 1930er Jahren als Oberassistent im Berliner Zoo arbeitete. Gemeinsam mit Zoodirektor Lutz Heck floh er in den letzten Tagen der Befreiung von Berlin aus der Stadt. Ab 1948 war Steinmetz der erste Direktor des Ruhr-Zoos in Gelsenkirchen.

Während seiner Zeit im Berliner Zoo führte er diese Zettelkartei, die anschließend zoointern die Steinmetz-Kartei genannt wurde. In dieser finden sich manchmal ausführlichere Angaben zu den einzelnen Tieren, den Abgängen durch Tausch, Verkauf oder Tod und zu den Zugängen durch Geschenke, Käufe oder Geburten als in den seit den 1880er Jahren geführten Journalen, der jährlichen Zooinventur. Beides, die Kartei und die Journale, waren für den internen Gebrauch im Zoo gedacht, während in anderen Medien wie der Zeitschrift “Der Zoologische Garten” zoologische und veterinärmedizinische Beiträge veröffentlicht wurden.

Der Vorteil für die Zoolog:innen des Zoos und externe Forscher:innen liegt aber vor allem darin, dass die Informationen aus verschiedenen Jahrgängen auf einer Karte zusammengefasst wurden. Dadurch kann mitunter die Haltungs- oder Lebensdauer einzelner Tiere nachvollzogen werden. Die Kartei wurde nach der Flucht von Hermann Steinmetz nicht fortgeführt und bildet damit nur einen Ausschnitt aus der 175-jährigen Geschichte des Berliner Zoos ab.

Heute nutzen die meisten deutschen Zoos die Software Zoological Information Management System, kurz ZIMS, um Ein- und Abgänge sowie Informationen zu Geburten zu verzeichnen. Allerdings führt der Berliner Zoo die physischen Journale parallel als Referenzsystem weiter.

Tiere als Objekte? Eine Webseite des Forschungsprojekts “Tiere als Objekte. Zoologische Gärten und Naturkundemuseum in Berlin, 1810 bis 2020”, herausgegeben von Ina Heumann und Tahani Nadim. Datenschutzerklärung | Impressum